Dienstag, Januar 02, 2007

Über die Meditation

Wenn ich Meditation lehre, beginne ich oft mit den Worten: "Bring deinen Geist heim - laß los - und entspanne dich."
Damit sind die drei wesentlichen Punkte jeder Meditation angesprochen. In jeder dieser Phasen klingen verschiedenste Bedeutungsebenen an.
Den Geist heimbringen bedeutet, ihn durch die Praxis der Achtsamkeit in den Zustand "Ruhigen Verweilens" zu versetzen. Im tiefsten Sinne bedeutet den Geist heimbringen, ihn nach innen zu wenden und in der Natur des Geistes zu ruhen. Das ist die höchste Form der Meditation.

Loslassen bedeutet, den Geist aus dem Gefängnis des Greifens zu befreien, weil man erkannt hat, dass alle Angst und Verzweiflung der Begierde des greifenden Geistes entpringen. Auf einer tieferen Ebene inspirieren die Erkenntnis und Gewißheit, die aus dem wachsamen Verständnis der Natur des Geistes entstehen, eine tiefe und natürliche Großzügigkeit, die es einem ermöglicht, alles Greifen vom Herzen her zu lösen, es sich selbst befreien und einfach in der Atmosphäre der Meditation hinwegschmelzen zu lassen.

Sich entspannen schließlich bedeutet, weitherzig zu sein und die Verkrampftheit des Geistes zu lockern. Im tieferen Sinne entspannt man sich in die wahre Natur des Geistes, in den Zustand von Rigpa auf der Grundlage von Rigpa - so als würde man eine Handvoll Sand auf eine ebene Fläche schütten, auf der jedes Körnchen ganz von selbst zur Ruhe kommt.

(Aus: Funken der Erleuchtung von Sogyal Rinpoche, Fischer-Verlag)

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